Kein Testspiel gegen RB Leipzig!

Sommerzeit, Testspielzeit. Aufgrund sportlicher Irrelevanz für gewöhnlich kein Betätigungsfeld, auf welchem die Steigerwaldkurve agiert, aber trotzdem sehen wir uns genötigt Stellung zu beziehen.

Der FC Rot-Weiß Erfurt veröffentlichte im Juni den Sommerfahrplan 2024, welcher mit einem Testspiel gegen RB Leipzig enden soll.

Die Veröffentlichung stellt aus unserer Sicht einen negativen Höhepunkt in der jüngsten Vereinsgeschichte dar, welcher den Werten, für die der FC Rot-Weiß Erfurt stehen sollte, zuwider läuft. Werte, auf die sich die handelnden Akteure des Vereins immer dann stützen, wenn es darum geht, die Eigenschaft als „Traditionsverein“ gekonnt zu platzieren, mit lebendigen Fanstrukturen bei Vertragsverhandlungen in die Offensive zu gehen oder sich bei der Politik als Aushängeschild der Stadt anzubiedern. Werte, die, so zeigt sich wiederholt, aber nicht mehr sind als blanke Phrasen, wenn es darum geht sie in aller Konsequenz zu leben.

Die Position der aktiven Fans in den Kurven zur Reinkarnation des kommerziellen Fußballs, RB Leipzig, ist unmissverständlich und klar: wir lehnen das Unternehmen mit seinen mittlerweile gar künstlich gewachsenen Fanstrukturen vollends ab und erwarten selbiges von unseren Vereinsvorständen und Mitarbeitern.

Seit Jahren frisst sich das Produkt RB Leipzig mit riesigen Werbekampagnen durch die ostdeutschen Regionen, lockt zahlreiche Jugendspieler mit großen Versprechen nach Sachsen, lässt diese wenig später fallen und geht bewusst über Leichen. Das Produkt handelt in der Gesamtheit nicht im Sinne des Gemeinwohls, sondern nur zum größtmöglichen Gewinn des Konzerns Red Bull, der seinen Energyscheiß vermarkten will. Die Liste der Gründe ist lang, vielfach aufgearbeitet und bedarf (so dachten wir bislang) keiner Wiederholung. Das wissen mittlerweile sogar die 9 (!) Mitglieder des Vereins, die nicht mehr als Marionetten des Red Bull-Konzerns sind und waren.

Der Ist-Zustand im deutschen Fußball ist jedoch auch klar: das Produkt hat seinen Platz (aggressiv) eingenommen, die Bundesliga hat resigniert, die Verbände unterstützen, weil ihnen der Fußball scheißegal ist. Es geht um die Marke, es geht um das Produkt, es geht um partielle Einzelinteressen. Es geht schon lange nicht mehr um die Menschen, die den Fußball, mitsamt der Werte wie Gemeinschaft, Partizipation und Austausch, leben.

Wir könnten resignieren. Könnten uns wütend abwenden. Wir werden jedoch niemals schweigen!

Aus diesem Grund kritisieren wir laut und entschlossen die Ansetzung dieses Vergleichs durch unseren Verein, der gleich mehrere Linien überschreitet:

Bis zuletzt bestand eine offene Kommunikation zwischen Verein und aktiver Fanszene, welche mit der Organisation des internationalen Testspiels gegen den FC Groningen sogar einen positiven Höhepunkt fand. Die Mitteilung, dass der “so wichtige sportliche Vergleich“ gegen RB stattfindet, erfuhren wir selbst über die bekannten Kanäle, groß und plakativ mit einem Bild der Steigerwaldkurve im Hintergrund ausgeschmückt. Eine Respektlosigkeit, welche kurze Zeit später wieder gelöscht wurde. Ebenso wie die vielen kritischen Kommentare der Anhängerschaft, welche auch nicht gern gesehen waren.

Nach direkter Kontaktaufnahme wurde der Kurve mitgeteilt, dass der „sportliche Vergleich im Vordergrund stehen soll“. Ein Hohn, wenn man bedenkt, dass es der FC RWE in der letzten Saison geschafft hat die Fanseele gegen „namenhafte“ Gegner wie Meuselwitz und Luckenwalde bis aufs Äußerste zu beschämen. Wir fragen deshalb, wo ist der sportliche Vergleich, wenn ein angeschlagener Viertligist gegen den Erstligisten mit Champions League-Ambitionen spielt?

Außerdem wurde ein nicht näher bezifferter „finanzieller Erlös“ gegen die Seele und gemeinschaftlichen Sinne des FC Rot-Weiß Erfurt gestellt, welcher unserseits in der Sinnhaftigkeit generell in Frage gestellt wird. Wenn wir als Verein auf finanzielle Almosen eines österreichischen Brauseproduzenten angewiesen sind, dann kann es mit dem Versprechen der finanziellen Gesundung nicht so weit sein. Müßig zu erwähnen, dass dem Verein seit Jahren wichtige Einnahmen aus dem Pokalwettbewerb fehlen, welche augenscheinlich versucht werden zu kompensieren ohne das eigentliche Problem der mangelnden Fokussierung auf diesen Wettbewerb anzugehen. Wo waren und sind da die sportlichen Ambitionen?

Wir rufen deshalb die handelnden Akteure auf das Testspiel gegen RB Leipzig abzusagen und sich auf die Werte eines stolzen Traditionsvereins zu besinnen. Nachhaltiger Aufbau solider Vereinsstrukturen und finanzielle Gesundung müssen im Einklang mit dem Leitbild des Vereins einhergehen, der als fest verwurzelter Traditionsverein einer ganzen Stadt und einer noch größeren Region sich, seinen Mitgliedern und Generationen von Fans stetig Rechenschaft schuldig ist. Ferner ist es einfach peinlich, dass der FC RWE jetzt auf den Zug eines Testspiels aufspringt. Nach Jahren, in denen sämtliche Ostvereine im Sinne ihrer Fans auf Spiele gegen das Krebsgeschwür verzichtet haben. Wir schämen uns!

Wir teilen deshalb mit, dass wir auf allen Ebenen und mit allen Mitteln entschlossen für eine Absage des Testspiels kämpfen werden. 

Außerdem teilen wir mit, dass für uns ein weitergehender Austausch mit dem Verein und eine Zusammenarbeit im Sinn des Großen und Ganzen unter diesen Bedingungen keinen Sinn mehr macht und wir selbiges solange aussetzen werden, bis eine Klärung stattgefunden hat.

Wir rufen alle Fans auf, es uns gleichzutun, die Aktionen des Vereins weiterhin kritisch zu hinterfragen und die Fäuste zu erheben.

FC Rot-Weiß Erfurt – du bist so viel mehr!

Erfordia Ultras 1996 
im Namen der Steigerwaldkurve

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